Streifzugvon Armin Walter |
Kein Glühwein-Konzentrat, kein Punschgemisch vom Großhändler. Nicht bei Edmund Reininger aus Reinberg-Litschau (NÖ). In die dampfenden Köstlichkeiten seines Punschstandes am Kunsthandwerksmarkt am Karlsplatz in Wien kommen nur Bioprodukte. Sogar US-Außenminister John Kerry ließ sich vom Glühwein des Waldviertlers in Weihnachtsstimmung bringen.
"Da ist ja ein richtig guter Wein drin", nimmt Stefan Wadich genüsslich noch einen Schluck aus der Tasse und verzieht seinen Mund zu einem breiten Schmunzeln. "Beim Wein kenn' ich mich ein bisserl aus", sagt der 75jährige. "Ich bin aus Pottendorf (NÖ). Seit Jahrzehnten laden mich die Weinbauern aus unserer Region zu Verkostungen ein. Da lernst du, was ein guter und was ein weniger guter Tropfen ist." Den Tropfen, der ihm diesmal ein Lächeln ins Gesicht zaubert, genießt er dort, wo gute Weine eher nicht erwartet werden. Auf einem Weihnachtsmarkt in der Wiener Innenstadt. Dass das Dach des Punsch- und Glühweinstandls der Familie Reininger ein Komet mit Schweif ziert, passt genau. Denn wie der Weihnachtsstern die Heiligen Drei Könige zum Jesuskindlein führte, zeigt der Punschkomet den Besuchern des Weihnachtsmarktes vor der Karlskirche, wo sie den "richtig guten Stoff" bekommen.
"Ein guter Punsch oder Glühwein soll den Körper und sein Immunsystem stärken", sagt Edmund Reininger aus Reinberg-Litschau (NÖ). "Aber bei dem, was in so manchen Tassen drin ist, kommt nur Kopfweh heraus." Abseits von Glühweinkonzentrat, Teebeuteln und stundenlang vor sich hin köchelnden, mehr oder weniger alkoholhaltigen Flüssigkeiten, tüftelt der Waldviertler seit dem Jahr 2007 an der Feinabstimmung seiner dampfenden Köstlichkeiten. Der Aufwand, den er dafür betreibt, ist beachtlich. Gewürze wie Kardamon, Zimt und Vanille stammen ebenso wie der Rohrzucker von Biobauern aus Sri Lanka. "Ich weiß von jedem Produkt, das ich verwende, wo es herkommt und wie es hergestellt wird, weil ich mir die Produktionsbedingungen vor Ort ansehe." Dass Wein ausschließlich Von heimischen Biobauern verwendet wird, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. "Eine Mischung aus Zweigelt und Blauem Portugieser der Familie Graf aus Retz." Diese Sorgfalt bei der Produktauswahl hat dazu geführt, dass er Wiens einzigen zertifizierten Bio-Punschstand führt. Augenmerk Schenkt der 52jährige dem Rohrzucker. Den lässt er in seiner Waldviertler Küche karamellisieren. "Dadurch bekommt der Glühwein ein volleres Aroma und eine ausgewogene Süße", erklärt der Tüftler. Eine Aussage, die der Streifzügler nach dem Genuss eines Häferls nur unterstreichen kann. Die oft vordergründige Schärfe, die andere Geschmacksnuancen überdeckt, gibt es beim Bioglühwein von Edmund Reininger nicht. Wer seine Geschmacksknospen zuvor nicht an anderen Ständen verklebt hat, wird Zimt, Kardamon und einen Anflug von Vanille am Gaumen spüren. Noch aufwändiger ist die Mischung beim Punsch. Zu den bereits genannten Gewürzen kommt noch eine Früchteteemischung, Hibiskusblüten, Ingwer und natürlich Rum. "Der wurde in unserem Land fünffach destilliert, was die sogenannten Fuselalkohole beseitigt. Deshalb verursacht er keine Kopfschmerzen", weiß Reininger.
Das Prunkstück ist aber das Ausschanksystem. Denn Punsch und Glühwein werden erst in der Sekunde erhitzt, in der sie abgefüllt werden. "Ich habe ein System entwickelt, das nach dem Wärmetauscher-Prinzip funktioniert. Erst bevor sie in die Tasse rinnen, kommen die Getränke mit einer mit heißem Wasser gefüllten Heizwendel in Berührung." Sein ökologisches Ausschanksystem ist nicht nur energiesparend, sondern sorgt auch für schonende Erhitzung, damit die Aromastoffe erhalten bleiben. Bestätigt der Streifzügler nach dem Genuss eines Häferls Kaiserpunsch (mit einem Schuss Holunderblütenbrand).
Dass die Getränke nicht nur gut schmecken, sondern auch hygienisch einwandfrei sind, dafür sorgt Mag. Wolfgang Reininger. Der studierte Ernährungswissenschaftler bringt sein Fachwissen ein und hilft bei der Reinigung der Geräte. Dass er dabei sterile Operationshandschuhe trägt, mag an einem Punschstand ungewöhnlich wirken. "Bei der Hygiene können wir gar nicht zu vorsichtig sein", lacht der Bruder des Pächters. Den Familienbetrieb komplett macht Maria Reininger. Mit 82 Jahren hilft die Mutter des Brüderpaares noch bei der Ausschank mit, wenn Not am Manne ist.
Zur berühmten Operndiva gesellte sich in diesem Jahr ein weiterer prominenter Name . "John Kerry hat vergangene Woche bei uns einen Glühwein getrunken, als er den Weihnachtsmarkt besucht hat. Er scheint ihm geschmeckt zu haben", lacht Reininger. Ob der amerikanische Außenminister auch Stammgast wird, hängt wohl von der politischen Weltlage ab. An der Qualität des Glühweines kann es nicht scheitern. "Denn Kopfweh kann der Amerikaner nicht gehabt haben."
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